prāṇāyāma
Was meint prāṇāyāma?
prāṇa: prā und ṇa bedeutet Beständigkeit, eine Kraft in dauernder Bewegung
āyāma bedeutet Ausdehnung, Erweiterung, Kontrolle
prāṇa ist eine komplex multidemensionale Energie, eine Kombination aus elektrischen, magnetischen, elektromagnetischen, photonischen, okularen, thermalen und mentalen Energien. Es ist wahrhaftig das Fundament der manifesten Schöpfung. Weicht prāṇa aus dem Körper, tritt unmittelbar der Tod ein.
Wird während prāṇāyāma - ganz besonders in nāḍi-śodhana - langsam und tief geatmet, dann wird prāṇa gewungen durch blockierte Bereiche, egal welcher Art, hindurchzufließen und zwar im gesamten nāḍi-System.
Wenn prāṇāyāma korrekt geübt wird, dann erscheint die Auswirkung ganz von selbst im gesamten Energiekreislauf so, dass er Schritt für Schritt von seinen Blockaden befreit wird. Das gilt auch dann, wenn der Übende sich über seine spezifischen Blockaden gar nicht bewusst ist. Die Reinigung findet statt auf allen Ebenen, physisch, pranisch und mental-emotional. Dies führt zu großem positivem inneren Wandel.
Die drei wichtigsten nāḍīs (Energiekanäle) sind iḍā, piṅgala und suṣumṇā, der zentrale Hauptkanal. Hier in iḍā und piṅgala bildet sich das Polaritätsprinzip des gesamten Universums ab, suṣumṇā jedoch verkörpert die Vernetzung dieser Gegensätze auf allen Ebenen.
iḍā = weiblich, yin, Mond (lunar), negativ, Nacht, Parasympatikus, passiv, empfangend
piṅgala = männlich, yang, Sonne (solar), positiv, Tag, Sympathikus, dynamisch, gebend
suṣumṇā = androgyn, Tao, Licht, neutral, Dämmerung, Zerebrospinal, ausgewogen, haltend
Das Ziel von Yoga ist es, die erwachte pranische Energie durch die dunklen Bewusstseinsbereiche hindurch fließen zu lassen. So wird die "innere Stadt" erleuchtet und unsere Seele wird angehoben, sie wird in eine neue Existenzdimension hineingeboren, dies ist ein stufenweiser Prozess. Alle nāḍis und cakras sind mit Unreinheiten gefüllt. Erst nachdem sie gereinigt sind, ist der Yogi in der Lage, prāṇa zu bewahren. Als erstes wird der Körper durch klassische Yoga-Übungen fein eingestellt und gereinigt. Er wird so zu einem physischen yogischen Körper umgewandelt, aber auch die pranischen und mental-emotionalen Kräfte durchlaufen eine beachtliche Transformation. Dieser Vorgang wird durch das Reinigen der nāḍīs erreicht und bringt die prāṇas zum Erwachen. Dann kann schlussendlich das gesamte Bewusstsein erweckt und aktiviert werden.
"Wendet der sādhaka (Schüler, Sucher) die Übungen weise an, wird er durch die Regulierung des Atems all seine Karmas zerstören, seien sie nun in diesem oder in einem vergangenen Leben angesammelt."
śiva-saṃhitā
"nāḍi-śodhana sollte viermal am Tag, wirklich jeden Tag, ausgeführt werden. So wird nāḍī-śuddhi (die Reinigung der feinstofflichen Energiekanäle) in drei Monaten erreicht."
śiva-saṃhitā (3:25)
"Von prāṇāyāma wird gesprochen, wenn die Pause zwischen der Bewegung des Ein- und des Ausatmens sichergestellt ist."
Yogasūtra (2:49) - Leitfaden des Yoga nach Patañjali
"Alle sich bewegenden und unbeweglichen Existenzen gehen (während der Auflösung) in prāṇa ein und steigen (während der Schöpfung) aus prāṇa auf."
Chāndogyopaniṣad (1:11:5)
"Die ganze Welt - was immer es ist - wird von prāṇa, aus dem sie entstammt, in Schwingung versetzt."
Kaṭhopaniṣad (2:3:2)
"Verbrenne alle Mängel und Fehler durch prāṇāyāma."
Manu-smṛti
"Mit gereinigten nāḍīs erwacht der innere Klang oder nāda und damit ist derjenige frei von jeglichen Krankheiten."
Haṭha-yoga-pradīpikā